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Lydia Schumacher

Darf man so mit Menschen umgehen?

Kälteeinbruch in Deutschland: Fast eine Woche lang haben Mieter in der Basaltstraße in Daun in der Kälte gesessen. Weder der Vermieter noch der Verwalter haben für ausreichend Heizöl gesorgt.
Martha Lehmann (89) lebt schon seit den 70er Jahren in dieser Wohnung in der Basaltstraße 8a. Sie habe schon öfter in den vergangenen Jahren erlebt, dass kein Öl mehr da war, um die Wohnung zu heizen, so berichtet sie dem WochenSpiegel. Aber so lange wie dieses Mal habe es nie gedauert. Bereits seit Donnerstag, 18. April, sei das der Zustand: Keine Heizung und das bei einem Kälteeinbruch. »Wenn ich morgens einen heißen Kaffee in die Tasse geschüttet habe, war der nach zwei Minuten schon kalt. Und ich musste mit dem Anorak in der Wohnung sitzen.« Wenn es zu schlimm geworden sei, habe sie sich mit der Wärmflasche ins Bett gelegt, berichtet sie. Die 89-Jährige hustet, sie hat sich in diesen Tagen eine schwere Erkältung zugezogen.

Mit ihr haben hier in der Basaltstraße alle Menschen gefroren, die in den Häusern mit der Nummer 8, 8A, 10 und 10A leben. Auch die drei Einfamilienhäuser auf der gegenüberliegenden Seite sind betroffen. Insgesamt geht es um 24 Wohnungen, von denen allerdings manche leerstehen.

Am Mittwochabend, so berichtet Martha Lehmann, sei ein junger Mann gekommen und habe ihr einen elektrischen Heizkörper gebracht. Da habe sie geweint.

An diesem Abend, es war bitterkalt, waren Notrufe aus der Basaltstraße bei Eifellicht eingegangen. Bewohner der Basaltstraße und VG-Bürgermeister Thomas Scheppe baten um Hilfe. So machte man sich zu später Stunde auf und brachte 21 elektrische Heizkörper. Für jeden Haushalt gab es einen, für Familien mit Kindern zwei.

Bereits zu Beginn der Woche hätten sich Bewohner an ihn gewandt, sagt Thomas Scheppe . Er habe über die verschiedensten Wege versucht, Kontakt mit den Verantwortlichen aufzunehmen. Dies gestalte sich »bis heute als sehr schwierig«. Zudem habe er Kontakt zu Eifellicht aufgenommen, der Verein habe in ähnlicher Situation bereits in Gerolstein geholfen.

Tatsächlich gab es dort ähnliche Situationen, etwa in der Siedlung Am Rasbach. Wiederholt war wegen unbezahlter Rechnungen die Gas- oder Öllieferung eingestellt worden. Immer wieder fällt in dem Zusammenhang der Name der »Saad Immo GmbH« mit Sitz in Engelskirchen. Diesem Unternehmen gehören wohl auch die betroffenen Häuser in der Basaltstraße.

Das Unternehmen ist nicht zu erreichen, auch nicht für den WochenSpiegel. Bei der Hausverwaltung, der OCD West GmbH, ebenfalls mit Sitz in Engelskirchen, meldet sich Volkan Kilic, der Inhaber. Er sagt, er finde den Zustand mittlerweile nicht mehr haltbar und habe deshalb den Vertrag mit der Saad Immo GmbH gekündigt. Er wolle nicht dafür zustädig sein., dass die Menschen in der Kälte sitzen. Allerdings habe er zuletzt noch einmal Heiuzöl bestellt für die betroffenen Mieter in der Basaltstraße.

Aurelia Sievers, die mit ihre Kindern in der in der Basaltstraße 8 wohnt, bezweifelt,, dass überhaupt noch ein Lieferant Heizöl bringen wird: »Ich glaube an die Lieferung erst dann, wenn ich sie sehe«, sagt sie. Lieferungen seien bereits mehrfach nicht bezaht worden. Zudem berichten einige der Mieter, dass sie die Miete seit geraumer Zeit an das Finanzamt überweisen müssten, weil dort Steuerschulden aufgelaufen seien.

Diana und Thomas Weber, die mit ihren drei Kindern (8, 13 und 14) in der Basaltstraße 10a leben, vermuten einen ganz anderen Grund hinter der plötzlichen Vertragskündigung durch die Hausverwaltung: »Wir haben gestern bei der Polizei in Daun Anzeige gegen den Inhaber des Unternehmens erstattet, wegen vorsätzlicher Körperverletzung«, sagen sie dem WochenSpiegel. Da ihre 4-Zimmerwohnung wiederholt unbeheizt geblieben sei, habe sich in den Kinderzimmern Schimmel gebildet. Und in einer Ecke des Mädchenzimmers könne man sogar zusehen, wie Feuchtigkeit eintrete. »Zwei unserer Kinder haben dadurch Asthma bekommen, das hat uns der Arzt attestiert«, sagt Thomas Weber.

Laut des Mietervereins dauert die Heizperiode vom 1. September bis zum 30. April, sofern keine andere Zeitspanne im Vertrag festgelegt sei. Auch bei unerwarteten Kälteeinbrüchen zu anderen Jahreszeiten müsse der Vermieter für ausreichende Wärme sorgen. In der Basaltstraße wurde zwar durch Eifellicht erste Hilfe geleistet, aber die Wohnungen betagter Menschen und von Familien mit Kindern sind immer noch teilweise eiskalt. Ob hier die Verbandsgemeinde eingreifen kann? »Da es sich beim Mietrecht um eine privatrechtliche Vereinbarung handelt, sind uns als Kommune die Hände gebunden«, so Bürgermeister Thomas Scheppe.


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